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Unser persönlicher Weg

Es waren die beeindruckenden Hebammen Erika Pichler und Sabina Wimmer, die wir 2012 in der Schwangerschaft zu unserer ersten Tochter kennenlernen durften, und die uns mit ihrer Weisheit und Erfahrung durch diese lebensverändernden Ereignisse begleiteten. Bis dahin wussten wir nicht wirklich etwas zum Thema Schwangerschaft und Geburt. In intensiven Kursen, langen Gesprächen und vollgepackt mit Lesestoff erlangten wir (Selbst-)Vertrauen und notwendiges Wissen. Wir stärkten unsere Beziehung und die Beziehung zu unseren Geburtshelferinnen. Wir lernten Verantwortung zu tragen und Entscheidungen zu treffen. Und obwohl alles ganz anders kam, als wir es uns vorgestellt hatten, erlebten wir eine unglaublich schöne Geburt!

Es dauerte eine Weile, bis wir begriffen, wie stark sich unsere gesamte Vorbereitungsphase, und schließlich das Durchleben der eigentlichen Geburt, tatsächlich auf dem unglaublichen Wissensschatz unserer Hebammen stützte. Zuallererst waren es natürlich praktische Hilfsmittel für den Alltag in der Schwangerschaft, Wissen über die verschiedenen Phasen der Geburt. Was geschieht im Körper einer Schwangeren, wann und warum, usw. Parallel dazu, und kaum merklich, wurden wir auch als Menschen, als Paar, welches ihr erstes Kind erwartet, an das Elternsein herangeführt. Je mehr wir von all den Prozessen hörten und verstanden, desto mehr wurde uns klar, wie sehr wir uns als Eltern auf ein völlig neues und unbekanntes Gebiet des Lebens vorwagten. 

Plötzlich waren Entscheidungen einer ganz anderen Dimension zu treffen, Dinge zu hinterfragen. Was von dem umfangreichen medizinischen Angebot, das an einen als werdende Eltern im Laufe einer Schwangerschaft herangetragen wird, möchten wir annehmen? Hilft es uns immer Sicherheit zu erlangen, oder verunsichert es uns auch manchmal? Dürfen wir auch mal „Nein“ sagen? Sobald wir in diese Prozesse eintauchten, tat sich vor uns ein Dschungel aus Fragen über alles Mögliche, Informationen, und noch mehr Fragen auf. Dies forderte uns nicht nur als Eltern, sondern auch als Mann und Frau, ganz individuell, jeden auf seinem ganz persönlichen Lebensweg. Dabei wurde zunehmend klar, dass sich alles ändert, und das es von uns als Menschen, als Paar und als Eltern alles fordern wird.

An diesem Punkt waren unsere Hebammen genau jene Menschen, von denen wir uns gern führen ließen. Ihre positive und zuversichtliche Grundhaltung, ihre Geduld auf jede Frage einzugehen, durchzudiskutieren, ihr unfassbares fachliches Wissen, ihre menschlichen Kompetenzen, und gleichzeitig ihre wenigen, aber unverrückbaren Werte, basierend auf hunderten, wenn nicht tausenden geführten Geburten. Durch ihre Begleitung wurden wir in all diesen Prozessen wahnsinnig gestärkt und ermutigt eigene Entscheidungen zu treffen, und zwar auf eine angstfreie, positive und verantwortungsvolle Art. Denn jeder Weg durch Schwangerschaft und Geburt ist so individuell wie es Menschen auf der Welt gibt.

Wir hatten relativ bald entschieden, dass eine Hausgeburt unser Weg sein würde. Nicht weil unsere Hebammen uns gerade dies rieten, sondern weil wir aus allem zusammengeführten Wissen diesen Weg für uns als den richtigen erachteten. Beeindruckend war in unserem Fall wie selbstlos sich unsere Begleiterinnen nach unseren Entscheidungen ausrichteten. Sie lieferten wertfrei alle Informationen, aber den Weg mussten wir selbst gehen. Egal was wir entschieden, sie waren da. Für sie steht die Gesundheit der Mutter und des Kindes im Mittelpunkt.

Klar, wie in unserem Fall, gesunde Mutter – gesundes Kind, hat man ein großes Spektrum an Möglichkeiten offen, wie man Schwangerschaft und Geburt gestalten kann. Dennoch waren wir plötzlich in der Situation, alle Pläne fahren lassen zu müssen. Und auch da waren unsere Hebammen ganz klar in ihrer Führung. Ein möglicher Nabelschnurvorfall beendete die Hausgeburt noch bevor sie richtig begonnen hatte. Plötzlich fanden wir uns ohne unsere begleitenden Hebammen im Krankenhaus wieder. Eine Situation mit der wir nie gerechnet hatten. Nach anfänglichen Widerständen und Irritationen über diese plötzliche Planänderung und ein paar Mal tief durchatmen, begann plötzlich der eigentliche Schatz, den wir von unseren Hebammen erhielten zu wirken: Verantwortung, Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit. 

Gerade Erika Pichler erinnerte uns in einem Telefonat aus dem Krankenhaus daran, dass es nun an uns läge, wie es jetzt weitergeht. Der im Kopf zusammengebauten Vorstellung von der Geburt nachtrauern, die Nerven wegwerfen und dadurch vielleicht die Verantwortung abgeben, oder die Zügel in die Hand zu nehmen, um das Beste aus der neuen Situation zu machen? Für uns eine klare Ansage. Mit einer kurzen Aussprache mit der uns zugeteilten Hebamme im Krankenhaus holten wir sie in unser „Team“. Sie ermöglichte uns innerhalb kürzester Zeit unsere Hausgeburt im Krankenhaus zu erleben. Sie schirmte uns ab, ließ uns machen, und war voll da als wir sie brauchten. 10 Stunden später war unsere Tochter da! Es war Trance, es war Tanz, es waren Wellen, es war unendliche Kraft, ein Fest. Es war das Leben und seine Wunder, die sich vor uns ausbreiten durften.

Wir hatte alles so arrangiert, dass wir auch in der Wochenbettphase, in den ersten Wochen zu dritt, ganz viel Zeit miteinander hatten. Auch hier waren wir wiederum sehr gut durch Hebammen betreut. Unter ihrer Führung bekamen wir Sicherheit im Umgang mit unserem kleinen Schatz. Lernten wie man die Zeichen dieses kleinen Wesens deutet. Welche Bedürfnisse befriedigt werden wollen. Und so waren wir plötzlich Vater, Mutter, Eltern und Kind. Eine Familie.

All diese Ereignisse waren für uns so wahnsinnig beeindruckend, stärkend, und so erfüllt von einer tiefen Dankbarkeit für unsere Hebammen, dass bereits kurz darauf die Idee geboren wurde, filmisch etwas zu diesem Thema zu machen. So begannen wir die ersten Interviews zu drehen.

Zuerst interviewten wir Mütter und Väter zu ihren persönlichen Geburtsgeschichten. Dies war uns ein Anliegen, da wir in unserer eigenen Schwangerschafts- und Geburtsreise vor allem von positiven Geburtsberichten wahnsinnig bestärkt wurden. Durch eine glückliche Fügung konnten wir in dieser Anfangsphase des noch unbenannten Projekts die Trägerin des alternativen Nobelpreises Ina May Gaskin interviewen. Es war eine unglaublich beeindruckende Begegnung! Sie führte uns vor Augen wie notwendig es ist, in der Geburtshilfe eine Wendung herbeizuführen. So drangen wir immer tiefer in die Materie ein. Wobei uns aber unsere eigenen Hebammen als großes Vorbild immer vor Augen waren: wir wollen nicht mit dem Finger zeigen, wir wollen nicht mit Statistiken und Angstbildern arbeiten, wir wollen bestärken. Bestärken sich auf den Weg zu machen, den eigenen Weg zu finden.

Vier Jahre später, 2016, gingen wir mit all dem gewonnenen Selbstvertrauen aus der ersten Geburt in die zweite Schwangerschaft. Gerade hier wurde uns klar, wie sehr wir auch aus den Erzählungen der geführten Interviews und den Erfahrungen anderer bestärkt waren, weiter diesen Weg zu gehen. Mit zwei Hebammen und einer Doula begleitet, erlebten wir ein wahres Geburtsfest als unsere zweite Tochter 2017 zu Hause geboren wurde. Wir konnten mit all dem bereits selbst Erlebten, den Erkenntnissen, dem Wissen unserer Geburtshelfer, den Geschichten, die wir hörten, und den Entwicklungen, die wir selbst durchlebten, Geburt aus einer ganz anderen Sicht betrachten. Mit einem ganz anderen Bewusstsein durchleben. Da wurde uns noch einmal beeindruckend vor Augen geführt, wie sehr dieses Wissen und die Erfahrungen nach außen müssen, ja, gebraucht werden.

Da wir mit keinerlei Finanzierung arbeiten konnten, alles sozusagen ein No-Budget-Projekt war, konnten wir immer nur daran arbeiten, wenn unsere anderen beruflichen Verpflichtungen es zuließen. Gerade in den letzten Jahren hatten wir zusätzlich mit erheblichen Problemen und Schicksalsschlägen zu kämpfen. Zwei Hochwasserkatastrophen in 2019 und 2021 fügten uns enormen finanziellen Schaden zu. 2019 mussten wir durch das Hochwasser unser kürzlich zuvor erworbenes Haus wegen Unbewohnbarkeit und umfangreichen Sanierungsarbeiten sogar wieder verlassen. Zusätzlich wurden unsere beiden selbstständigen Tätigkeiten durch die Pandemie erheblich beeinträchtigt. „Ein Leben beginnt“ wurde auf Eis gelegt.

Aber auch in solchen Zeiten waren wir uns ganz sicher als Familie, als Team, gemeinsam alles schaffen zu können. Wir hörten das auch oft in Interviews, im Besonderen von den Frauen, wie stark ihre Resilienzen plötzlich nach einer durchlebten Geburt ausgeprägt waren. Wie gestärkt oft die Bindungen auch zwischen Mann und Frau nach Schwangerschaft und Geburt waren. Auch das konnten wir bestätigen. Wir konnten so unglaublich viel ins Leben mitnehmen aus den Erfahrungen, die wir in den Schwangerschaften gemacht hatten.

Durch eine glückliche Fügung kamen wir 2022 mit Steffi und Björn Fischer in Kontakt. Beide haben zusammen selbst eine aufregende Familien-geschichte zum Thema Schwangerschaft und Geburt. Björn betreibt die Onlineplattform Heilwissen.net und war auf der Suche nach einem Projekt, welches genau das Thema betrifft.  In einem langen ersten Telefonat mit Björn spürten wir auch wie sehr sie selbst für das Thema brennen. In enger Zusammenarbeit setzte sich Stück für Stück das Projekt „Ein Leben beginnt“, wie man es jetzt sieht, zusammen. Wir mobilisierten sämtliche Netzwerke, reisten quer durch den deutschsprachigen Raum, um noch weitere Interviews zu drehen. Ein ganzes Jahr arbeiteten wir, zwar immer noch ohne Budget aber mit mächtig Motivation und einem wirklichen Auftrag, an der Veröffentlichung unseres Projektes.

Kurz vor dem geplanten Termin griff erneut das Leben in unsere Pläne ein. Unsere jüngste Tochter verstarb im Herbst 2023 im Alter von 6 Jahren bei einem tragischen Unfall. Getragen von einem unglaublich großen Feld der Liebe und des Mitgefühls, gestützt durch die großartigen Menschen in unserem Leben, gingen und gehen wir auch durch diese Ereignisse. Wir brauchten alles, was wir in den Jahren zuvor gelernt hatten. Restlos alles. Es war und ist eine unglaublich fordernde Zeit für uns. Aber gerade deshalb war es umso wichtiger das Vertrauen ins Leben, wie wir es gelernt hatten, nicht zu verlieren. Ein Vertrauen, das weit über das vom Verstand erfassbare hinausgehen muss, damit es seine Wirkung zeigen kann. Loslassen und Hingabe. Die zwei magischen Schlüsselwörter, die uns seit unseren beiden Geburten stetig begleiteten. Ein Thema mit dem wir auch in unseren Interviews immer wieder konfrontiert wurden.

„Ein Leben beginnt“ ist für uns mehr als ein Herzensprojekt. Für uns ist es eine Lebensreise. Eine tiefe Auseinandersetzung mit einem Thema, welches alle Themen des Lebens miteinschließt. Die Betrachtungen aus medizinischer Sicht, aus persönlicher, aus philosophischer, aus spiritueller, aus materieller, aus geistiger und seelischer Sicht; sie alle bilden ein Geflecht, das kaum noch als Ganzes erfassbar ist. Eben das Leben. „Ein Leben beginnt“ lädt ein, die erzählten Geschichten zu hören, aus dem Erfahrungsschatz von tausenden Geburten, ein Gefühl zu bekommen für den eigenen Schwangerschafts-, Geburts- und Lebensweg. Wir wollen Mut machen und bestärken. Geh DEINEN Weg!

„Ein Leben beginnt“ zieht seit der Veröffentlichung bereits weite Kreise. Und auch für uns ist dieses Projekt eines, das weiter und weiter wachsen darf.

Agnieszka und Philipp.

 

Für alle, die Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft zum Thema haben.

Für all jene, die an das Wunder eines stärkenden, selbstbestimmten Geburtserlebnisses glauben und dieses mitgestalten und erfahren wollen.

Geburt ist ein co-kreativer Prozess, bei dem die
Ressourcen aller Beteiligten zusammenwirken.

Ein achtsames und selbstwirksames Geburtserlebnis hat die Kraft, das Potenzial aller Beteiligten weit über den Moment der Geburt hinaus zur Entfaltung zu bringen. Sowohl körperlich als auch psychisch.

ELB ist ein Impulsforum, das den gebündelten Wissensschatz von Hebammen, Ärzt*innen, Doulas, Eltern und anderen Expert*innen aus 10 Jahren Recherchearbeit zusammenträgt. Es will zur Stärkung, Inspiration der Menschen und zur Heilung eines Themas beitragen, das uns alle betrifft!